Neu – Neu – Neu

Von unserer Lieblings-»Ich bin Ich«-Autorin Cora Gofferjé ist gerade das vierte Buch für alle verliebten Teenies und solche, die es noch werden wollen erschienen: »Shopping Queen«.

Um ihre Sommerferien wird Tasha von allen beneidet: Miami, Sonne, coole Jungs und jede Menge angesagte Läden – ein Paradies für sie als Shopping-Queen! Doch kurz vor der Abreise macht ihr Vater ihr einen Strich durch die Rechnung. Als er von der bevorstehenden Nachprüfung erfährt, steckt er sie kurzerhand zum Französisch-Pauken ins Sommercamp eines Schweizer Internats – eine reine Mädchenschule!
Statt Palmen und coolen Shops erwarten Tasha nun rauschende Tannen und Alpenglühen. Ihr schlimmster Albtraum scheint wahr zu werden: Zickenterror, Wandertouren und weit und breit keine Gelegenheit zum Frust-Shoppen. Doch dann trifft sie Luis – die Schweiz hat offensichtlich doch noch mehr zu bieten…

Leseprobe

„Wären Sie gestern pünktlich zum Nachtessen gewesen, hätten Sie mitbekommen, dass für heute eine Wanderung angesagt ist. Zum besseren Kennenlernen.“
Ich will hier keinen besser kennenlernen, die sind doch eh alle blöd.
„Des Weiteren hätten Sie erfahren … „
Boah, ja, ist ja gut, genervt schiele ich auf meine Nasenspitze. Hoffentlich ist die bald fertig mit ihrem Vortrag, sieht die nicht, dass ich friere? Ich halte mich am Geländer fest und steige Stufe für Stufe rückwärts hinauf.
„… dass Ihr Stundenplan individuell für jeden ersichtlich und chronologisch erfasst wird. Sie können also unter B wie Bruns nachschauen, wann Sie Unterricht haben.“
Aha. „Und wo ist dieser Plan?“, frage ich schlotternd.
„Hier unten vor dem Speisesaal!“ Sie klopft auf ein Brett, dreht sie sich um und geht zurück in ihr Büro. „Sie sollten sich wärmer anziehen. So ein Babydoll ist nichts für unsere Temperaturen.“
„War ja schließlich auch für Florida gedacht“, entfährt es mir aufmüpfig. „Und nicht für Schweizer Kältekammern“, flüstere ich unhörbar. Halb erfroren gehe ich wieder hinunter. Okay, okay, werfe ich eben einen Blick auf meinen individuellen Stundenplan. Hier steht was von der Wanderung. Super, alles auf Französisch verfasst. Versuche mal, es zu entziffern.
Acht Uhr dreißig bis zwölf Uhr Wanderung zur was? Alpe des Roses? Ach so, das ist wahrscheinlich der Name der Almhütte. Dort Picknick. Zwei Uhr Abstieg, und danach Kaffee- und Teezeit.
So, und was steht jetzt noch unter B wie Bruns? A, B… da:

Bruns, Tasha:
Aujourd’hui, 16:30 – 18:00 Uhr Etudes Français.

Das ist Folter.
Beim Gedanken an Mona und Betty in der Hängematte am Strand von Miami wird mir auch nicht wirklich wärmer.
Im Zimmer angekommen, steht Carla mir in einem molligwarmen und bestimmt superkuscheligen Bademantel gegenüber. „Ich geh dann mal ins Bad!“, verkündet sie und wirft sich ein riesiges Badetuch über die Schulter.
Kaum zu glauben. Die beiden Frottee-Teile hat Miss Copperfield auch noch aus ihrem Koffer gezaubert.
„Viel Glück!“, wünsche ich ihr nicht ohne einen Touch von Ironie.
Verdutzt sieht sie mich an. „Wieso braucht man da viel Glück?“
„Das ist ein Gemeinschaftsbad und wir sind zwölf Mädchen auf einem Flur.“
„Ja, ja, ich weiß, aber auf der anderen Seite des Ganges ist doch noch ein großes Bad.“
Wieso weiß die mehr als ich? Schließlich ist sie doch gestern Abend gekommen, hat ausgepackt und sich dann schick zum Essen ausführen lassen. Bestätigt allerdings wieder meine Strebertheorie.
Nachdem Carla aus der Tür ist, fällt mein Blick auf ihr bereits gemachtes Bett. Peinlich genau liegen dort bereits eine Wanderhose, ein atmungsaktives T-Shirt, Sonnencreme mit Lichtschutzfaktor 30 (Aufschrift: voor de berge), ein Sonnenhut, ein Halstuch und eine Sigg-Flasche. In den Wanderschuhen stecken bereits Wandersocken mit der Bezeichnung L und R. Die kenne ich doch.
Ich gehe näher an die Schuhe heran und greife mir das Paar Socken heraus. Das sind Papas neuste Sporting-socks, für rechts und links, ohne Bündchen, aus Microfaser … Witzig, das muss ich ihr gleich mal erzählen. Jetzt werd ich aber erst mal nachsehen, was ich anziehe. Okay, die schwarzen Shorts, gut, die sind aufgrund ihrer Stoffknappheit mehr so eine Art Hotpants, besser ich creme mir die Beine dick ein … Aber womit? Mein Blick fällt auf Carlas Tube. Die wird ja wohl nichts dagegen haben. Großzügig verteile ich die Creme auf meinen Beinen, schließlich will ich keinen Sonnenbrand kriegen. So, dann noch dieses Poloshirt hier in Rosa. Das steht mir am besten. Und Socken? Mmh, ich hab nur die Füßlinge, na gut, für die Chucks gehen die schon irgendwie. Und das mir, der Tochter eines Sockenfabrikanten. Also, was noch? Mein Käppi von Burberrys, das passt so genial zum Poloshirt, tja, das war’s. Geht doch. Gerade als ich mich im Spiegel bewundern will, stelle ich fest, dass in unserem Zimmer gar keiner ist. Ich gehe hinaus in den Flur, da kommt mir Samira entgegengehetzt. Schweißgebadet hält sie sich am Treppengeländer fest und keucht: „Das war so super, so genial. Ich habe das echt vermisst.“
„Du warst echt schon schwimmen?“
„Ja, erst, dann noch eine Runde joggen. Das Wetter ist i-de-al!“
Aha.
„Wo ist denn unsere Zimmernachbarin? Habe sie bisher nur schlafend gesehen“, will sie wissen, während sie sich mit dem Ärmel den Schweiß von der Stirn wischt.
„Duschen! Das solltest du vielleicht auch“, entfährt es mir.
„Logisch“, sie stapft an mir vorbei. „Stell mich hinten an. Ist bestimmt Rush-hour im Bad. Warst du auch schon?!“
„Nö, ich war gestern Abend. Gehe nachher, nach der Wanderung!“
„Alles klar!“
„Ich geh schon mal runter, frühstücken!“, verkünde ich und lasse meine Augen suchend durch den Flur nach einem Spiegel schweifen.
„Du solltest dich aber schon zur Wanderung umziehen“, empfiehlt mir Samira hinterherrufend. „Nach dem Frühstück geht es sofort los!“
„Ich bin schon umgezogen! – Bis gleich!“

Cora Gofferjé
Shopping Queen
Thienemann Verlag
€ 12,00
ab 13

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