Bilderbücher zum Thema »Tod«

Kindern erklären, was es bedeutet, wenn jemand stirbt, ist nicht einfach. Und es gibt viele Bilderbücher, die einfühlsam den Abschied thematisieren.

Zwei neue und sehr unterschiedliche Bilderbücher sind jetzt erschienen.

Lisa und den alten Otto verbinden eine enge Freundschaft und die Faszination für Zahlen. Otto erklärt Lisa, dass die Zahlen niemals aufhören. Auch sonst weiß er viel, aus dem Garten und vom Anfang und dem Ende aller Dinge. Lisa begleitet Otto, als er stirbt und sie scheinbar allein lässt. Scheinbar, denn in Gedanken fühlt sich Lisa ihm immer noch ganz nah.

Sehr liebevoll und farbenfroh hat Anette Bley die Geschichte von Lisa und Otto erzählt und illustriert.

»Von vorne?«, fagt Otto.
»Von ganz von Anfang an!«, ruft Lisa laut, denn Otto hört schlecht und kann es nicht leiden, wenn einer säuselt…

Zum Glück gibt es Notkekse, denkt Lisa. Die helfen immer ein klein wenig in der Not.

Bald wird es dunkel. Otto und Lisa sehen zu, wie die ersten Sterene aufgehen, einer nach dem anderen, bis der ganze Himmel glitzert und glänzt.
»Wie viele Sterne sind das wohl?«, fragt Lisa.
»Tausend«, sagt Otto, »oder mehr…«
»Und was kommt nach tausend?«, will Lisa wissen.
»Tausendundeins, tausendzwei, tausenddrei, tausend…«
»Aber hören denn die Zahlen nie auf«, fragt Lisa erstaunt.
»Nein, die Zahlen hören niemals auf!«

Sie hopst in die Luft und tanzt mir Otto den großen Indianer-Siegestanz.

»Du hast mir doch erzählt, dass die Indianer ihre Toten in den Baumkronen festbinden, damit die Vögel sie in den Himmel hinauftragen können.«

»Sag mal Otto, woher kommen eigentlich die Zahlen?«, fragt Lisa und nimmt sich noch ein Stück.
Otto denkt eine Weile nach. Schließlich sagt er: »Ich glaube, die sind einfach in uns drin…«

»Nein, den alten Otto werdet ihr bitte schön in die Erde legen«, sagt er, »dann kann er dort langsam zu Erde werden wie das Gras, weißt du? Und irgendwann werden vielleicht sogar Blumen aus dieser Erde wachsen, stell dir das mal vor!«
Er atmet tief: »Ja, so gefällt mir das. Von den Vögeln in die Luft getragen zu werden, das ist etwas für Indianer, aber ich bin ein Gärtner.«

Als Otto begraben wird, kommen viele Menschen. Manche hat Lisa noch nie gesehen. Alle reden nur leise und sehen furchtbar ernst aus.
»Säuselt nicht so«, sagt Lisa ihnen ins Gesicht. »Otto mag das nicht!«

»Mach mal die Augen zu und stell dir eine Torte vor!«, fordert Olga sie auf.
Lisa runzelt die Stirn.
»Ja, stell dir eine Torte vor! Was siehst du?«, fragt Olga.
»Ich sehe eine Kirschtorte mit Streuseln und viel Sahne.«
»Was für Streusel sind das, Butterstreusel, Mohnstreusel, kleine bunte Streusel?«
»Nein, Schokoladenstreusel natürlich«, antwortet Lisa.
Olga lächelt.
»Siehst du«, sagt sie, »die Torte ist da, obwohl du sie nicht sehnen kannst.«

Anette Bley
Und was kommt nach tausend?
Ravensburger Verlag
€ 12,95

Was passiert mit Superhelden, die längst keine mehr sind? Was passiert überhaupt mit Menschen, wenn sie älter werden? Angelman findet eine ganz eigene, sehr poetische Anwort.

Eine zeitlose Geschichte von der Freundschaft, vom Sicherinnern und vom Abschiednehmen.

»Mr. Angel war ein seltsamer Nachbar. Fast nie verließ er seine Wohnung, und nie sprach er mit einem…
Eines Tages, ich hatte gerade für meine Eltern die Zeitung gekauft, sah ich Mr. Angel auf der Treppe. Der arme Mann schleppte eine riesige alte Nähmaschine die Treppe hinauf…«

Arnie freundet sich mit dem etwas seltsamen Nachbarn an und zusammen mit Alfi, dem kleinen Roboter, erzählt dieser ihm von seiner Vergangenheit als allererster Superheld.

»Angelman war ebenso berühmt wie geheimnisumwoben… Aber nach einiger Zeit wurde er von Phantom, Flashman und den anderen in den Schatten gestellt….
Angelmans Heldentaten beeindruckten niemanden mehr…
Er wurde zu Mr. Angel…«

»Schließlich bekam ich dann doch
heraus, was Mr. Angel vorhatte: Er wollte ein letztes Mal wieder Angelman werden…«

»Ein perfekter Start. Unter großartigen Flugkunststücken setzte er seine Aufstieg fort. Bald war er nur noch ein winziger weißer Punkt, der in der Unendlichkeit des Himmels verschwand…«

»Angelmann hat uns verlassen, Arnie. Für immer…«
Ich war traurig und zugleich wütend auf Mr. Angel.

Alfie und ich, wir reden nie über Mr. Angel. Er ist unser Geheimnis. Nur manchmal steigen wir im Morgengrauen, während alles noch schläft, aufs Dach und betrachten den Himmel. Wenn ich dann traurig werde, nimmt Alfi meine Hand. Und wenn man die Hand eines Freundes spürt, bleibt man nie lange traurig.

Didier Levy / Matthieu Roussel
Angelman
Gerstenberg Verlag
€ 12,90