Was wir lesen


Bislang das witzigste und netteste Kinderbuch in diesem Jahr…

Alles beginnt in einer schwülen Augustnacht. In dieser Nacht schlägt der Blitz in Westlake ein, obwohl es dort um diese Jahreszeit eigentlich nie Gewitter gibt. Es ist die Geburtsstunde von Josh und Rainy, die sich erst elf Jahre später in der 5. Klasse zum ersten Mal begegnen. Josh – so prophezeit seine Tante – wird die Geschicke der kleinen Stadt nachhaltig verändern. Und Rainy, Bigfoot, Kate und der Goldfisch Elvis spielen dabei eine entscheidende Rolle…

Tolle Figuren (zum Beispiel der kleine Bruder von Rainy, der immer nackig durch die Gegend rennt; Kate, die zwar ziemlich eingebildet ist, aber das Herz dann doch am rechten Fleck hat; Bigfoot, der ein Supersportler sein könnte, aber lieber die Schach-AG zur Meisterschaft führt und Josh mit seinem »Magischen Brett«, das die Zukunft voraussagen kann, aber leider die Rechtschreibung nicht beherrscht…) und auf eine liebenswerte Art ist an diesem Ort wirklich alles und jeder verrückt.

Kleine Leseprobe:

1. Kapitel

Eine ungewöhnliche Entbindung

Josh Jolly wurde auf einer Kirmes geboren. Im einen Moment schlummerte er noch im Bauch seiner Mutter, im nächsten stellte er fest, dass er sich auf dem Zeltboden einer Wahrsagerin befand.
Ein Kind, das auf einer Kirmes zur Welt kommt, wäre überall etwas Ungewöhnliches, aber in Westlake, wo sonst nie etwas Ungewöhnliches geschah, wirkte es ganz besonders merkwürdig. Westlake war die ödeste Stadt der Welt. Keine Einkaufszentren, kein einziges Kino. Nicht mal ein Fastfood-Restaurant gab es. Und bevor Josh auftauchte, war der Ort auch noch nie in einer Zeitung erwähnt worden.
Das einzige Kulturereignis in Westlake war die Kirmes in jedem Sommer. Soweit sich die Leute zurückerinnerten, hatte Jahr für Jahr im August die Rosa & Weiß-Kirmesgesellschaft in der Stadt gastiert. Dann wurden die heruntergekommenen Volksfest-Attraktionen auf einem leer stehenden, von Mücken heimgesuchten Platz am Seeufer, gleich neben der Mittelschule, aufgebaut. Die Rosa & Weiß-Kirmes ging nie in Großstädte wie Eastlake, denn ihre Karussells waren viel zu altmodisch, um die Bevölkerung einer solchen Stadt zu begeistern, und viel zu unsicher, um die Sicherheitsbehörden dort zufrieden zu stellen. Aber in Westlake liebten fast alle Menschen die Kirmes. Deshalb waren auch Mr und Mrs Jolly an dem Abend dort, als Josh geboren wurde.
Es war von Anfang an ein eigenartiger Abend. Als die Jollys auf die Kirmes kamen, sahen sie, wie die Menge zum Hau-den-Lukas strömte. Dort waren kräftige Männer gefragt, die einen überdimensionierten rosa Vorschlaghammer auf ein Pedal schmetterten, das einen grinsenden Clownskopf aus Plastik an einer Stange hochschießen ließ. Die Stange war markiert wie ein Thermometer, um die Kraft anzuzeigen, mit der die Leute schlugen. Aber wegen einer leichten Krümmung der Stange hatte der Clownskopf noch nie die Spitze erreicht. Fast jeder in Westlake wusste, dass der Hau-den-Lukas defekt war, deshalb wurden die Jollys auch neugierig, warum der Stand auf einmal die Menge so anzog.
Im Zentrum der Aufmerksamkeitstand Mort Moody. Er war erst vor kurzem, nach vier Jahren College, in die Stadt gezogen, um als neuer Sportlehrer an der Westlake-Mittelschule zu unterrichten. Während sich immer mehr Einwohner von Westlake um ihn scharten, schwang Moody den Hammer selbstgefällig wie einen Golfschläger. Er war groß und kräftig und peinlich darauf bedacht, seine körperliche Fitness zu demonstrieren. „Das geht doch ganz leicht“, verkündete er. Alle lächelten nur.
Bei Moodys erstem Versuch schlug der Hammer mit solcher Kraft auf das Pedal, dass alle zusammenzuckten. Aber der Clownskopf wanderte nur langsam die Stange hinauf und erreichte knapp die Markierung, an der das Wort Schwächling zu lesen war. Moody war sichtbar verlegen, weil alle lachten.
»Ich versuche es noch einmal«, sagte er.
»Sollte ihm nicht jemand sagen, dass die Stange kaputt ist?«, flüsterte Mrs Jolly ihrem Mann zu.
»Mal abwarten, was passiert«, antwortete er, während die Menge weiter anwuchs.
Moodys nächster Versuch war kraftvoller als der erste. Das Geräusch beim Aufprall des Hammers auf das Pedal hatte etwas von einer Explosion. Der Clownskopf schoss die Stange hinauf, wurde aber langsamer, als er die Krümmung erreichte, und stoppte bei Weichei. Wieder lachten alle.
Moody war gedemütigt. Er wischte sich den Schweiß von der Stirn. »Ich versuche es noch ein letztes Mal«, sagte er und reichte dem lächelnden Kirmes-Angestellten einen weiteren Dollar. Das Publikum mühte sich, seine Schadenfreude zu verbergen.
Während Moody seine Hände rieb und zur Vorbereitung seines dritten Versuchs tief durchatmete, trat ein Fremder unter die Zuschauer. Bernard Farkas, ein alter Mann, der gerade an diesem Tag in die Stadt gezogen war, führte seinen jungen Hund über die Kirmes. Vor dem Hau-den-Lukas blieben sie stehen. Während Farkas beobachtete, wie Moody sich auf seinen nächsten Schlag vorbereitete, glitt ihm die Leine aus der Hand. Der Hund lief zielstrebig durch die Menge und pinkelte auf Moodys Fuß.
Das Publikum lachte wie von Sinnen. Moody hob den Hammer auf, als wollte er den Hund zur Strecke bringen, aber schließlich schob er das Hündchen nur leicht mit dem Fuß beiseite. Dann holte er unglaublich tief Luft, schwang den rosa Hammer hoch über sich und ließ ihn mit voller Wucht auf das Pedal niedersausen. Der Clownskopf sprang an der Stange empor und zum allerersten Mal erreichte er wundersamerweise tatsächlich die Spitze. Er schlug an eine kränklich tönende elektrische Glocke und ließ eine große rosa Lampe aufleuchten, auf der zu lesen war: Wow!
Die Zuschauer waren platt. Moody war etwas gelungen, was sie für völlig unmöglich gehalten hatten. Der schockierte Kirmes-Angestellte grinste nur.
»Komm her, du Glückspilz«, sagte er und hielt Moody einen mit Wasser gefüllten Frühstücksbeutel entgegen. Der Beutel enthielt einen winzigen Goldfisch.

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John Halliday
Gewitterfische
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