»Der Trommler«: Ein Gastkommentar

Odile Baumann war so lieb und hat uns ihre Eindrücke vom Stück »Der Trommler« geschickt, denn wir konnten am vergangenen Samstag leider nicht hin.
Und Odile ist nicht nur Journalistin (was man ihrem Beitrag anmerkt :-)) sondern auch Mutter zweier kleiner Mädchen.


Ihr wart nicht da, aber wir:

Er kam in Licht getaucht aus dem Parketteingang für Zuschauer, der Trommler, um den es in der Philharmonie am Samstag ging. Mit Wirbeln beeindruckte er die Neugierigen, die seitlich saßen und stellte sich gemütlich mit der Marschtrommel vor die erste Reihe. Das fing gut an. Es versprach Bewegung und Publikumsbeteiligung, wenn es darum ging, sein Abenteuer auf dem Glasberg gemeinsam zu bestehen.

Drei unlösbare Aufgaben hatte sich die Hexe ausgedacht (klar). Er sollte brackiges See-Wasser aufbereiten, Bäume fällen und Sägespäne beseitigen, und das alles in drei aufeinander folgenden Nächten. Klar, dass der Trommler auch mal müde wurde und in blaues Licht getaucht wurde oder in rotes. Er hatte den Riesen tanzen lassen, bis der fast auf ihn drauf trat, ließ sich von ihm dann zum Glasberg auf der Hutkrempe tragen und erledigte alles mit Hilfe der Musik. Die stammte von Franz-David Baumann, der mit Trompete und Flügelhorn sein Ensemble leitete.

Das saß unterdessen im Halbkreis um den stehenden Henk Flemming. Denn es war vorbei mit der Bewegung und nach der ersten einstimmenden Zuhörer-Beteiligung auch damit. Wer lernt mal eben schnell Zauberspruch wie etwa: »klacka ticki ram pam, bumm du duddel dumm da« oder vielleicht: »Du da bum duddel bum – da tiki ramm plan«? Statt »Bobangi für Anfänge« schon eher das Trommlerlied, das beschwörend die Trommelmagie vertonte.

Witzige und gute Ideen gab es nicht nur in der gelungenen Musik, sondern auch während der Pause, als Ensemble-Mitglieder das Hauptthema in kleiner Gruppe mal im Aufzug, mal davor spielten. Dabei bot der Musikshop der Philharmonie die CD vom Trommler so dezent an, dass sie übersehen werden musste.

Erzähler Gregory Charamsa entschärfte die Grimm’sche Vorlage und betonte Mut und Liebe für die verzauberten Gefangenen. Besonders jener Unsichtbaren, der er zufällig das Hemdchen beim Baden raubte. Nur wenig verholen klingt bei der gehobenen Vertonung und Ausschmückung der Jazzer Baumann durch. Aber das macht die Sache spannend. Er wusste musikalisch auszumalen, zu steigern und auch ruhig zu werden.

Ebenfalls unter Strom stand das allgegenwärtige Aufpasser-Personal in der Philharmonie. Was tun die Saalwächter netterweise mit der mit Rabatt ausgestatteten Familie, wenn außer den größeren Kindern noch kleinere da sind oder die Großen mal aufs Klo müssen? Man lässt sie raus. Nur rein durften sie nicht wieder. Zumindest nicht auf den teuren Plätzen. Das gab Ärger vor den Doppeltüren.

Den Kindern gefiel es, besonders Henk Flemmings höhnisches, brummendes oder hexenhaftes Lachen. »Der Trommler« setzte Energie frei, blieb hängen und war beim aufmerksamen Zuhören gut zu verstehen. Etwas mehr als »Live-CD« hätte trotzdem nicht geschadet. Auch die anderen Musiker und Instrumente vorzustellen, hätte dabei ebenso wenig geschadet, wie etwas mehr als die gelegentliche Lichtregie einzusetzen.

Odile Baumann

Danke, Odile!

Und Britta Reiland schreibt:

Wir waren ganz begeistert von dem Stück »Der Trommler« und haben dabei erfahren, daß am 17. November ein kostenloses Kinderkonzert zum Thema Bartok/Beethoven ist, bei dem die Kinder mit auf die Bühne dürfen, Fragen dürfen etc.

Ist vielleicht auch eine Info an die Juniorkinder wert?

Ist es!

Vorab als kurze Info:

17. November 2005 um 17.30 im Alfried Krupp Saal der Essener Philharmonie

»Beethoven für Kinder«

Budapest Festival Orchestra
Iván Fischer, Dirigent

Das Budapest Festival Orchestra präsentiert und erklärt gemeinsam mit seinem Leiter Ivan Fischer Auszüge aus dem abendlichen Programm.

Eintritt frei.
Anmeldungen werden erbeten unter welcome@philharmonie-essen.de

Danke für den Tipp!

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