Der Mensch im Naturzustand ist unberechenbar, sprunghaft und unglücklich. Erst wenn seine animalischen Triebe unter Kontrolle gebracht sind, kann er verantwortungsbewusst, verlässlich und zufrieden leben. (»Das Buch Psst«)
Lena lebt in einer Welt, die der unseren gleicht. Mit einer entscheidenden Ausnahme: die Liebe, mit allem, was dazu gehört, wurde im Amerika der nahen Zukunft als Krankheit diagnostiziert. Diese Krankheit amor deliria nervosa löst Angstzustände, Herzbeschwerden, Depressionen aus, eine Gesellschaft ohne Liebe wäre die stabilere, die gesündere. Und so fanden Wissenschaftler einen Weg, die Krankheit auszumerzen.
Lena wird bald 18 und ihre Evaluierung, der kleine Eingriff, der sie immun machen wird gegen die Liebe, steht kurz bevor. Sie freut sich darauf, endlich geheilt zu werden und nicht wie ihre Eltern an den Folgen dieser Krankheit zu sterben. Ein ruhiges, beständiges Leben steht ihr bevor, sie wird einen vorgeschlagenen Mann heiraten, die vorgesehene Anzahl an Kindern bekommen – ein Leben ohne großartige Höhen und Tiefen.
Erste Zweifel an der Richtigkeit der Evaluierung sät ausgerechnet ihre beste Freundin Hana am Tage des Eingriffs. Während der Befragung durch die Gutachter muss sie nun wieder an die letzten Worte ihrer Mutter denken: »Ich liebe dich. Vergiss das nicht. Das können sie uns nicht nehmen«. Aber nicht nur, dass sie verwirrt bei den Fragen patzt, unterbrochen wird die Befragung durch eine Aktion der Invalien, den Menschen, die vor dem Eingriff in die Wildnis geflüchtet sind. In dem ausgebrochenen Chaos begegnet sie zum ersten Mal Alex.
Alex, der so ganz anders ist, zwar das Mal der Geheilten trägt, aber nie geheilt wurde. Der in der Wildnis und in der Stadt Portland gleichermaßen zu Hause ist. Die beiden verbringen immer mehr Zeit miteinander und Lena fragt sich immer öfter, ob das, was sie für ihn empfindet wirklich so falsch sein kann…
Lauren Oliver hat ein beklemmendes Szenario geschaffen. Eine Welt ohne Liebe, eine erschreckende Vorstellung… Und sie schafft es, uns ganz sachte in eine Geschichte zu ziehen, die immer mehr an Fahrt gewinnt und schließlich fulminant endet. Und das Ende hat es wirklich in sich, lässt den Leser fassungslos zurück. Da ist es doch beruhigend zu wissen, dass im Englischen bereits im kommenden März die Fortsetzung»pandemonium« erscheinen wird… Absolute Leseempfehlung!
Lauren Oliver
delirium [amor deliria nervosa]
Carlsen Verlag
€ 18,90
ab 16
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