Friedrich Ganse ist Missionar und tätig in einem kleinen afrikanischen Dorf in den 30ern. Als er von einem kurzen Schlichtungsgespräch zurückkommt, findet er seine Frau tot und seine kleine Tochter schwer krank vor. Der Medizinmann des Dorfes rät ihm dringend, sie in ein Hospital zu bringen, das mit dem Floß fünf Tagesreisen entfernt ist. Natürlich setzt der Missionar alles daran, seine Tochter zu retten und macht sich auf den gefährlichen Weg…
In den Nächten macht er Halt in den kleinen Dörfern am Ufer, in denen seine Tochter von den jeweiligen Heilern versorgt wird. Zunächst betrachtet Ganse das Ganze sehr skeptisch, hält er doch nichts von den Ritualen der Einheimischen und auch mit der Hühnerkralle, die die Tochter an einer Kette um den Hals trägt, kann er nichts anfangen. Doch er fühlt sich in jedem Dorf letztendlich so gut aufgehoben, dass er die – in seinen Augen – merkwürdigen Riten über seine Tochter ergehen lässt. Irritiert ist er nur über den immer wieder auftauchenden Ratschlag: Reden Sie mit ihrer Tochter… Und das macht er auch, er erzählt von seiner Kindheit, dem eigenen Vater. Anfangs glaubt er noch, seine Tochter liege im Koma oder schläft, aber sie lauscht mit geschlossenen Augen, ganz ruhig und andächtig. Und erlebt ihren Vater so, wie sie ihn bislang überhaupt nicht kannte.
Auf dieser Reise sieht Ganse zum ersten Mal Afrika in all seiner Ursprünglichkeit und nicht mit den Augen eines Missionars, zugleich stellt er seine eigene Funktion als Missionar in Frage. Eine ebenso ruhige wie fesselnde Erzählung eines Mannes und seiner Tochter, die im Laufe der Reise wieder zueinander finden. Wunderschön!
Hermann Schulz
Auf dem Strom
Carlsen Verlag
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